Interview anläßlich des 30 Jahr Jubiläums
Andrea, was hat dich bewegt, einen Behindertensportverein zu gründen?
An sich habe ich schon vor meinem Unfall viel Sport betrieben, was ich dann jedoch vermisst habe, da es 1983 im Burgenland keine Möglichkeiten gab auch als Mensch mit Behinderung einer sportlichen Tätigkeit nachzugehen. Da ich auch in verschiedenen Vereinen als Funktionärin tätig war, lag es auf der Hand einen Verein zu gründen. Es war mir bewusst, dass es genügend Nachfrage geben wird.
Der BBSV - ein kleiner aber sehr erfolgreicher Verein. Was ist das Geheimnis dieser Erfolge?
Meine Funktionärskollegen und ich arbeiten sehr viel, um den Sportlern ideale Bedingungen zu bieten. Durch meine Ausbildung als BSO Sportmanagerin habe ich das notwendige Know How um einen Verein erfolgreich zu führen.
Apropos „führen“. Was verstehst du unter einer erfolgreichen Führung?
Die Sportler wissen ganz genau, dass ich mich für jeden Einzelnen einsetze. Ich bin einerseits der Kumpel, andererseits aber auch diejenige die Grenzen setzt. Ich bin die Schulter an der man sich anlehnt und gleichermaßen auch Prellbock der den Ärger abfedert.
Es ist ja kein Geheimnis, dass eine Weiterentwicklung nur dann passiert, wenn man aus seiner Komfortzone hinaustritt, also aus seiner Reserve gelockt wird. Auch diese Rolle nehme ich in meiner Verantwortung als Obfrau sehr wohl wahr.
Meine Stärke ist sicherlich auch mein Gespür zu erkennen, ob meine Sportler gerade Zuckerbrot oder Peitsche benötigen. Immerhin liegt es mir am Herzen, dass sich jeder Einzelne meiner Athleten sportlich aber auch persönlich weiterentwickelt. Vielleicht ist es gerade das, was uns als Team im Endeffekt fast unschlagbar macht.
An welches Vereinserlebnis erinnerst du dich besonders gerne, wenn du an die letzten 30 Jahre zurückdenkst?
Da gibt es sicher einige. Zum Beispiel die Organisation des Weltranglistenturniers 2008 in Steinbrunn, die zahlreichen sportlichen Erfolge "meiner Jungs" - vor allem die erste Tischtennis-Mannschaftsmedaille in Gold aber auch die unzähligen schönen Stunden, die ich mit Funktionären und Athleten verbringen durfte und hoffentlich noch lange darf.
Sportler erhalten Medaillen, du tust seit 30 Jahren alles für deinen Verein - was ist der Lohn deiner Arbeit?
Ich versuche die Athleten zu motivieren und ihnen die besten Möglichkeiten und Voraussetzungen zu bieten. Mein Lohn ist die Harmonie und Kameradschaft innerhalb des Vereins.
Hast du als Dank für deine Arbeit nicht auch schon so manche Ehrung erhalten?
Ja das ist richtig. Ich stehe zwar nicht gerne im Rampenlicht, aber die Ehrung 2011 seitens der Österreichischen Bundessportorganisation zu Österreichs Funktionärin des Jahres hat mich besonders gefreut. Ich war die erste Person des Burgenlandes, die diese Auszeichnung entgegennehmen durfte.
Bisher hört sich alles sehr harmonisch an, wie läuft es hinter den Kulissen?
30 Jahre einen Verein zu führen, ist nicht immer leicht. Allein die verschiedensten Charaktere unserer Sportler - die ja auch immerhin den Verein ausmachen - bieten eine große Reibfläche. Natürlich gibt es immer wieder kleinere Konflikte welche jedoch meistens sehr rasch bereinigt werden.
Ein anderes Thema ist natürlich die wirtschaftliche Komponente des Vereines. Um den Sportlern gute Bedingungen zu bieten, bedarf es auch eines funktionierenden finanziellen Rahmens. Daher sind wir auch immer wieder auf der Suche nach Sponsoren und Gönnern.
Was erhalten eure Sponsoren als Gegenleistung?
Das kommt darauf an. Der Behindertensport hat in letzter Zeit einen medialen Aufschwung erlebt. Der BBSV ist häufig Organisator verschiedener Sportevents, wo wir Sponsoren verschiedene Möglichkeiten einer Werbung anbieten können. Die Spannweite reicht vom einfachen Roll-Up über Bandenwerbung bishin zur Transparentwerbung. Ganz wichtig ist, dass wir bei den Sportveranstaltungen regelmäßig Medienvertreter begrüßen dürfen, die dann von diesem Ereignis berichten.
Darüber hinaus, haben Sponsoren auch die Möglichkeit uns durch eine Werbeeinschaltung in unserer Vereinszeitschrift "Randstein" oder auf unserer Homepage zu unterstützen.
Das hört sich nach einem Full-Time Job an!
Nein, nebenbei habe ich noch einen vierzig Stunden Job, sowie Haus und Familie! :-). Ich möchte es aber nicht unerwähnt lassen, dass ich das alles ohne die Hilfe meines Mannes, Peter, nicht schaffen würde.
Hast du auch eine besondere Lebenseinstellung, die dir diese Power gibt?
Wahrscheinlich habe ich einen entsprechenden Dickschädel, denn was ich mir in den Kopf setze, wird meistens auch umgesetzt. Ich lebe nach den Mottos: "Geht nicht, gibt's nicht!" und "Man muss sich das schier Unmögliche zum Ziel setzen, um das gerade noch Mögliche zu erreichen".
Was wünschst du dir für die nächsten 30 Jahre?
Persönlich wünsche ich mir Gesundheit, das aber nicht nur für mich, sondern für alle Leute die mir nahestehen. Außerdem stehen in absehbarer Zeit diverse Meisterschaften ins Haus. Da würden einige Medaillen mein Herz erfreuen.
Liebe Andrea, das wünschen wir uns ebenfalls!
Vielen Dank und alles Gute für die nächsten Jahre!
(Das Gespräch führte Mag. Manuela Palotay im Februar 2013)